2. Preis 2021
Jugendsinfonieorchester Stuttgart

Dirigent: Alexander Adiarte

Musik im Lockdown-Style – nicht ohne Selbstironie thematisierten die Orchestermitglieder ihre Situation während der Corona-Pandemie und konnten dem Erlebten auch komische Seiten abgewinnen. Statt sich ausbremsen zu lassen wurden sie selbst zu Akteuren eines Konzertereignisses, dem sie eine zusätzliche, surreale Ebene gaben und das durch raffiniertes Verwirschen der Perspektiven durchaus Züge eines absurden (Musik)theaters gewann. Getrennt oder verbunden? Die Stuttgarter Digital Natives wussten souverän zu unterscheiden, was für sie zählt. Ein starkes und sympathisches Plädoyer, dass Orchester eben nur „in echt“ funktioniert.

 

Auszüge aus der Laudatio:

"Meine Jurykolleginnen und ich haben ein musikalisch ausgezeichnetes Konzert erleben dürfen. Ihr habt euch – und uns – die Frage gestellt und künstlerisch toll verarbeitet, wie es sich so anfühlt, euer aus der Bahn geworfenes, und von Coronaregeln fremdbestimmtes Leben.

Haben die digitalen Kontaktmöglichkeiten uns in Zeiten von Kontaktbeschränkungen soziale Nähe ermöglicht? Oder eher nur simuliert? Ihr habt uns damit Einblicke in euer (aller) Innenleben ermöglicht, in die Freuden, Sorgen und alles dazwischen, was Jugendliche während eines solchen Ausnahmeereignisses bewegt. Ihr habt die nötige Gelassenheit entwickelt und genutzt, um mit den widrigen und ständig wechselnden Umständen umzugehen, die euch die Pandemie ungefragt aufgezwungen hat: Ihr habt Registerproben über Videokonferenzen abgehalte. Ihr habt euch als Team verstanden, zusammengefunden und auch dann verantwortlich und gemeinsam gefühlt, als Ausgangssperren und Homeschooling abrupt jeden gewohnten Kontakt erschwert bis verunmöglicht haben. Ihr habt weiter an eurem Ziel gearbeitet als es nur noch Ungewissheiten zu geben schien, als Andere vielleicht aufgegeben hätten.

So ist dieser Preis vor allem erstmal euer Preis, aber er gehört auch – im Sinne eures Konzertes – stellvertretend allen anderen Jugendorchestern, ja vielleicht sogar allen Jugendlichen deutschland- und weltweit, die durch die solidarisch mitgetragenen Einschränkungen mit am meisten Verantwortung im Alltag gezeigt und getragen hatten – und dies teilweise auch weiterhin tun müssen. Dafür mein und unser aller Respekt."

Philipp Krechlak, Juryvorsitzender
Orchesterdirektor Nationaltheater Mannheim